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Initiative
12. Januar 2025

Berlin forstet auf startet

Berlin startet eine Aufforstungsinitiative, um Stadt und Umland widerstandsfähig gegen den Klimawandel zu machen.

Warum Berlin neue Bäume braucht

Berlin gilt zwar als grüne Metropole, doch die Hauptstadt ist auch ein Stadtstaat mit relativ wenig Waldfläche. Nur etwa 17,7 % des Berliner Stadtgebiets sind bewaldet, während es im umliegenden Brandenburg rund 35 % sind. Die Brandenburger Wälder gelten als „grüne Lunge“ der Hauptstadt – sie spenden Berlin frische Luft, kühlen an heißen Tagen und bieten Lebensraum für unzählige Arten. Doch genau diese Wälder stehen massiv unter Druck. Klimawandel, Dürre und Stürme setzen ihnen seit Jahren zu. Gleichzeitig suchen Berliner\*innen Erholung im Grünen und schätzen den Duft von Moos und Kiefernnadeln vor den Toren der Stadt. Die Verantwortung ist klar: Berlin muss aufforsten – und zwar nicht nur innerhalb der Stadtgrenzen, sondern gerade auch im Umland, um seine grüne Lunge zu stärken.

Der Wald ist ein unverzichtbarer Verbündeter im Kampf gegen die Klimakrise. Intakte Wälder speichern CO₂, reinigen die Luft und regulieren den Wasserhaushalt, was für eine Großstadt wie Berlin enorm wichtig ist. Doch genau dieser Verbündete gerät ins Wanken: Die Folgen von Hitze, Trockenheit und Schädlingen zeigen sich mittlerweile deutlich an der Gesundheit der Bäume. Es geht dabei nicht nur um ein paar vertrocknete Blätter – es geht um die Zukunft unserer Lebensqualität. Wenn wir jetzt nicht handeln, könnten Berlins Wälder und die umgebenden Forste ihre Funktionen als Klimapuffer und Erholungsraum bald nicht mehr erfüllen. Die neue Initiative „Berlin forstet auf“ will dem entgegenwirken. Emotional und tatkräftig soll ein Zeichen gesetzt werden: Wir lassen die Wälder nicht sterben, wir pflanzen Zukunft.

Alarmierende Waldschäden in Berlin

Ein Blick auf den aktuellen Waldzustandsbericht 2024 bestätigt die Dringlichkeit zum Handeln. Der Bericht zeigt alarmierende Zahlen: 37 % der Berliner Waldbäume gelten als deutlich geschädigt, deutlich mehr als im Vorjahr (30 %). Gleichzeitig ist der Anteil gesunder Bäume auf ein Rekordtief gesunken. Nur noch etwa vier Prozent der Bäume weisen keine sichtbaren Schäden auf – ein Wert so niedrig wie noch nie zuvor. Mit anderen Worten: Kaum ein Berliner Baum ist noch vollkommen gesund. Dieses Ergebnis bezeichnet die Senatsverwaltung als Folge der vergangenen trocken-heißen Jahre und der stockenden Erholung der Wälder. Selbst robustere Arten stehen unter Stress. Besonders dramatisch ist die Lage der Eichen: 87 % der Eichen in Berlin zeigen deutliche Kronenschäden, kein einziger untersuchter Baum war ohne Schäden. Hier wurden neue Negativrekorde erreicht. Der Gesundheitszustand des Waldes verschlechtert sich unaufhaltsam – so die bittere Bilanz im Herbst 2024.

Diese Zahlen sind ein Weckruf. Wir beobachten quasi, wie der Wald vor unserer Haustür leidet. Dünnere Kronen bedeuten weniger Schatten und Feuchtigkeit im Wald. Der Boden trocknet weiter aus, junge Bäume haben es schwerer nachzuwachsen. Zugleich verlieren viele Tierarten ihren Lebensraum, wenn vor allem Eichen als wichtige Biodiversitäts-Hotspots erkranken. „Die Klimakrise bedroht unsere Wälder. Intakte Wälder sind aber – als natürlicher CO₂-Speicher – wichtig im Kampf für bessere Luft und sauberes Wasser“, mahnt Berlins Umweltsenatorin Ute Bonde. Es ist ein Kreislauf nach unten, der nur durchbrochen werden kann, wenn wir aktiv gegensteuern – durch Waldumbau, Schutzmaßnahmen und vor allem durch Aufforstung mit klimaresistenten Baumarten.

Brandenburgs Wälder – die grüne Lunge der Hauptstadt

Berlin selbst stößt flächenmäßig an Grenzen, was große Aufforstungen angeht. Neue Wälder mitten in der Stadt zu schaffen, ist kaum möglich. Umso bedeutender sind die Wälder im angrenzenden Brandenburg. Brandenburg ist eines der waldreichsten Bundesländer Deutschlands – rund 1,1 Millionen Hektar, etwa 37 % der Landesfläche, sind dort bewaldet. Diese ausgedehnten Forste rund um Berlin versorgen die Hauptstadt mit Sauerstoff und kühler Luft und werden daher oft als grüne Lunge Berlins bezeichnet. Doch auch hier schlagen Experten Alarm: Ein Großteil dieser Wälder besteht aus Monokulturen, vor allem endlosen Kiefernforsten, die noch aus früheren Zeiten der Forstwirtschaft stammen. Nirgends in Deutschland stehen so viele Kiefern wie in Brandenburg – rund 70 % der Waldfläche bestehen daraus. Solche Monokulturwälder sind extrem anfällig für Schädlinge, Dürren und Brände. Die verheerenden Waldbrände der letzten Jahre in Brandenburg – allein bis Mai 2024 gab es schon 125 Waldbrände – zeigen, wie verletzlich diese eintönigen Bestände gegenüber dem Klimawandel sind.

Berlin ist also auf gesunde Wälder in Brandenburg angewiesen. Wenn dort der Wald stirbt, fehlen Berlin nicht nur frische Luft und Erholungsräume, sondern es drohen auch Auswirkungen auf das Stadtklima – etwa heißere Sommertage ohne den kühlenden Effekt der umgebenden Wälder. Deshalb unterstützt Berlin forstet auf gezielt Aufforstungen im nahegelegenen Umland. Jeder neu gepflanzte Baum in Brandenburg kommt letztlich auch Berlin zugute. Die Devise lautet: Stadt und Umland Hand in Hand für eine grüne Zukunft. Es geht nicht darum, ob der Wald genau auf Berliner Gebiet steht – ökologische Grenzen kennen keine Verwaltungsgrenzen. Was zählt, ist das zusammenhängende Ökosystem Hauptstadtregion.

Aktion Baum: Aufforstung für eine klimastabile Zukunft

Freiwillige pflanzen junge Bäume in Brandenburger Erde – jeder Setzling ist ein Hoffnungsschimmer. Die gemeinnützige Organisation Aktion Baum ist Initiator und treibende Kraft hinter den Baumpflanzungen von Berlin forstet auf. Mit fachlicher Expertise und viel Herzblut koordiniert sie Pflanzaktionen, bei denen Bürger\innen und Unternehmen gemeinsam Bäume setzen. „Wir wollen nicht einfach zusehen, wie unsere Wälder Jahr für Jahr verschwinden – wir handeln!“, lautet das Credo der Initiative. In Strausberg, einer Stadt östlich von Berlin, hat Aktion Baum bereits gezeigt, was gemeinsames Anpacken bewirken kann. Dort, nur etwa eine Stunde von Berlin entfernt, läuft das erste Wiederbewaldungsprojekt in Brandenburg. Auf einer vorher kahlen, vom Sturm und von Trockenheit gezeichneten Fläche wurden tausende junge Bäume in die Erde gebracht. Allein 2022 wurden in Strausberg 5.300 Bäume gepflanzt, und 2023 kamen weitere 6.400 Setzlinge hinzu. Darunter waren ganz bewusst verschiedene Laub- und Nadelbaumarten – zum Beispiel Lärchen, Douglasien, Roteichen und Esskastanien. Diese Mischung* soll einen stabilen, klimafesten Wald begründen, der Stürmen und Dürren besser trotzen kann als eine monotone Kiefernplantage.

Lars Hermes, Gründer von Aktion Baum, unterstreicht, wie wichtig die Aufforstung gerade rund um die Hauptstadt ist.

„Gerade die Monokulturwälder in Brandenburg werden nicht zukunftsfähig sein, und wir sollten nicht darauf warten, dass es noch schlimmer wird, sondern jetzt die Weichen stellen für gesunde, stabile Mischwälder.“

Diese eindringlichen Worte machen deutlich: Wir dürfen die Fehler der Vergangenheit – endlose Forste aus einer einzigen Baumart – nicht in die Zukunft fortschreiben. Es reicht nicht, nur abzuwarten und auf natürliche Regeneration zu hoffen. Jetzt ist der Moment, aktiv zu werden und den Wald von morgen zu gestalten. Aktion Baum und Berlin forstet auf gehen hier mit gutem Beispiel voran. Gemeinsam mit lokalen Förster\*innen und Behörden werden geeignete Flächen identifiziert, umzäunt und mit neuen Bäumen bepflanzt. Wichtig ist dabei die langfristige Pflege: Die jungen Wälder sollen über Jahre begleitet werden, damit aus zarten Pflänzchen robuste Baumriesen werden, die kommenden Generationen Schatten spenden.

Gemeinsam für eine grüne Zukunft

Die Aufforstungs-Initiative Berlin forstet auf weckt Hoffnung und Tatendrang zugleich. Sie zeigt, dass jedes Engagement zählt – sei es eine Spende für einen Baum oder tatkräftige Hilfe bei einer Pflanzaktion. In einer Zeit, in der die Klimakrise oft ohnmächtig stimmt, setzt Berlin ein positives Zeichen: Wir packen es an, direkt vor unserer Haustür. Jeder neu gepflanzte Baum in Brandenburg ist ein Versprechen an die Zukunft der Hauptstadt. Es ist, als würde Berlin tief Luft holen und sagen: Wir kämpfen für unser Grün. Die Bilder von Freiwilligen, die mit Erde verschmierten Händen lächeln, weil sie gerade ein Stück Zukunft in den Boden gesetzt haben, berühren und motivieren.

Natürlich kann ein junger Baum nicht von heute auf morgen den alten Wald ersetzen. Aber tausende junge Bäume zusammen können ein Wald von morgen werden. Dieser Wald wird anders aussehen – bunter, artenreicher und widerstandsfähiger. Das Ziel sind gesunde Mischwälder, die auch in 50 Jahren noch rauschen, Vogelgesang tragen und die Stadt Berlin mit sauberer Luft versorgen. Die Berliner Forsten haben bereits begonnen, ihre Bestände umzubauen und den Laubbaum-Anteil zu erhöhen. Doch das reicht noch nicht. Berlin forstet auf will diesen Prozess beschleunigen und dabei die Menschen mitnehmen. Es ist eine Einladung an uns alle, Teil dieser Mission zu sein.

Am Ende geht es um mehr als Zahlen und Hektar. Es geht um ein Lebensgefühl. Ein Spaziergang im Wald, das goldene Licht zwischen Eichen und Kiefern, die frische Brise an einem Sommertag – all das soll auch künftigen Generationen erhalten bleiben. Berlin forstet auf – und wir alle können helfen, dass dieses Aufatmen der Natur gelingt.

Werde Teil der Lösung

Unterstütze die Initiative “Berlin forstet auf” und hilf dabei, Berlins Wälder für die Zukunft zu sichern.